MZ vom 02.08.2010


Landkreis Harz
Roter Wein floss aus dem Riesenfass
VON UWE KRAUS, 02.08.10, 15:59h, aktualisiert 02.08.10, 20:55h


Bischof Heinrich Julius reiste per Sänfte an, um den Gästen zu erzählen, wie es zum Bau dieses Weinfasses kam. (FOTO: UWE KRAUS)

HALBERSTADT/MZ. Bischof Heinrich Julius wollte am Wochenende die Wiederbefüllung seines legendären 144 000-Liter-Fasses im Keller des Halberstädter Spiegelsbergenschlösschens miterleben. Er reiste per Sänfte an, um den Gästen zu erzählen, wie es zum Bau dieses heute im Guinnessbuch verzeichneten Behältnisses kam. In den Kostümen seiner Untertanen und Besucher steckten die Mitglieder des Halberstädter Musicalvereins "Zeitenreise", denen der heimische Autor Jürgen Westphal den historischen Text lieferte. Yvonne Schneider und Richard Barthel, Jeanette Schröder und Jürgen Stecklenberg schlüpfen dabei in die Rollen des Schäfers und seiner Liebsten und der beiden wettenden Teufel.
Die Aufführungen am Belvedere-Turm gehörten zu den Höhepunkten des Park- und Weinfestes am vergangenen Wochenende. Erstmals seit dem Besuch des dänischen Königs Christian IV. 1595 wurde das Riesenfass wieder mit Wein gefüllt. Dazu flossen seit Freitagabend 4 200 Liter Dornfelder aus dem Wonnegau in die Gläser der Besucher und in die liebevoll gestalteten Jubiläumsweinflaschen. Schließlich erhielt jeder Gast als Eintrittskarte ein exklusives Weinglas, um stilgerecht den Dornfelder verkosten zu können. Kostümierte Weinprinzessinnen füllten im Fasskeller die Pokale der Wartenden, die danach von der sonnenbeschienenen Schlossterrasse den Blick über die Dächer der Domstadt schweifen ließen. Dass der Wein so stilecht aus dem Fass fließt, daran hat ein Metallbauer aus dem Huy großen Anteil. Schließlich kommt der Rotweinbehälter, der in das historische Weinfass eingefügt wurde, aus dem Anderbecker Metallbau Lehmann, wo Junior-Chef Uwe mit seinem Vater Hartmut an der Ausführung dieses Spezialauftrages getüftelt hatten.
555 Liter Dornfelder fanden in dem Edelstahltank pro Befüllung Platz. "Köstlich", lobten zahlreiche Weinfreunde, die es sich nicht nehmen ließen, den Rebensaft zu verkosten und per Flasche mit nach Hause zu tragen. Auch Jagdschloss-Juniorchef Chris Schöne freute sich im MZ- Gespräch, dass Menschen aus nah und fern seiner Einladung an den historischen Ort gefolgt waren. "Ich denke, dass unser Wein- und Parkfest die Kultur unserer Stadt nachhaltig beflügelt und noch mehr Touristen die Schönheiten der Stadt entdecken."
Die Nummernschilder der Fahrzeuge am Fuße der Spiegelsberge und die Dialekte der Gäste belegten, ob Franke aus Nürnberg oder heimischer Harzer, Durchreisender aus Jena oder mit dem Rad aus der Sargstedter Siedlung ans Fass gekommen, das Ereignis hat weit über die Domstadt hinaus ausgestrahlt. Wenn die Halberstädter und ihre Gäste zwischen Jagdschloss, Belvedere und Eremitage ihr Wein- und Parkfest feiern, dann fließt nicht nur der Rebensaft. Sie hatten sich zahlreiche Künstler eingeladen. So gastierte das Ensemble "Theatrum" aus dem Schloss Hohenerxleben mit "Guten Morgen du Schöne - Frauenbilder aus zwei Jahrhunderten", ließen Drehorgelspieler ihre alten Instrumente erklingen, mischte sich Jazz mit Folklore. Auf der Lindenallee porträtierte man die Gäste per Scherenschnitt. "Ganz im Zeitgeist von Gleim und Spiegel", wie Udo Mammen (80) vom Förderverein des Literaturmuseums Gleimhaus betonte.
Wenige Meter weiter präsentierte sich der Verein "Gartenträume", konnten Kinder historische Spiele ausprobieren und gestandene Männer die Druckwalze drehen, um eine Erinnerung an das Fest zu Papier zu bringen. Dass Kerstin Lassak und Waltraud Hammer vom Tierschutzverein ihre Zelte dort ebenso wie das "Haus der Familie" und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft aufgeschlagen, hatte einen guten Grund: Sie präsentierten ihre Arbeit. Schließlich konnte am Wochenende jeder Gast entscheiden, wohin der Erlös seines Weinkaufes fließt. Denn damit sollten Initiativen und Vereine in Halberstadt gefördert werden. "Da bringt jeder Schluck Wein nicht nur Vergnügen, sondern hilft denen, die sich ehrenamtlich hier engagieren", so die Veranstalter.
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Erwachsene - 3 Euro,
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